BPB-Verlag, Buchenhüll 96, 85072 Eichstätt

BPB-Verlag

Eichstätter Sozialpädagogische Arbeiten

Band 6
Kurt Wedlich:
Psychosoziale Problemlagen und neuropsychologische Beeinträchtigungen im späteren Lebensalter aufgrund medizinischer Interventionen in der frühen Kindheit, aufgezeigt am Beispiel der chirurgisch behobenen kongenitalen Ösophagusatresie. Vorarbeiten zu einer interdisziplinären und interventionsorientierten Forschung
2000. - XXI, 468 S., Glossar, ISBN 3-927728-37-3, Eur[D] 29,90
Zugl.: Eichstätt, Univ., Diss., 1998

 

Cover Die Studie nimmt ihren Ausgangspunkt nicht von einer Theorie oder einer daraus abgeleiteten Hypothese, sondern – gemäß dem Konzept einer „alltagsorientierten Sozialpädagogik“ – von einem konkreten Alltagsproblem, nämlich den Kindern mit einer kongenitalen Ösophagusatresie. Nicht nur für die kognitive, psychische und soziale Entwicklung dieser Kinder, sondern auch für ihre Eltern und die sonstige unmittelbare soziale Umwelt dürfen zunächst nachhaltige Auswirkungen der Krankheitsausprägung angenommen werden.

Die Grundintention seiner durchgängig interdisziplinär konzipierten Studie formuliert der Autor gleich zu Beginn: Eine gründliche Auswertung der einschlägigen medizinischen, psychologischen und sozialpädagogischen Literatur, und zwar der nationalen wie der internationalen, eröffnet einen ganz neuen theoretischen Kontext: Diese Analyse legt nämlich die Annahme nahe, dass Kinder mit kongenitaler Ösophagusatresie durch das breite Belastungsspektrum speziell neurofünktionale Dysfunktionen ausbilden. Demnach ist mittels einer vom Verfasser eigenständig geplanten und von ihm erstmalig so konzipierten empirischen Untersuchung die Leitfrage zu klären, ob bei den Kindern mit kongenitaler Ösophagusatresie tatsächlich neurofunktionale Defizite vorliegen oder nicht, und – wenn ja – inwieweit diese mit psychosozialen Problem-„Lagen“ korrelieren. Aus der Beantwortung dieser Leitfrage kann dann – wiederum erstmalig – eine angemessene, speziell sozialpädagogische Interventionspragmatik konzipiert werden.

Durch die empirische Untersuchung bei einer Klinikpopulation von 1- bis 15-jährigen Kindern mit kongenitaler Ösophagusatresie ist erstmals nach speziell neurofunktionalen Defiziten zu suchen, wobei die psychosozialen Belastungsfaktoren bei den Eltern gleichzeitig mit zu erheben sind. Daran anschließend ist eine fachlich fundierte Verknüpfung von kindesspezifischen Belastungsfaktoren mit elterlichen psychosozialen Problemlagen zu leisten, woraus schließlich erste, empirisch begründete Konturen eines sozialpädagogischen Interventionskonzeptes entworfen werden können.

Das zuletzt benannte Vorhaben ist ein erster Entwurf; freilich sind in ihm wesentliche Elemente eines alternativen Theoriemodells, das besser als bisher die Wechselbeziehungen und typischen Entwicklungsbedingungen der in der Untersuchung gefundenen Faktoren erklären könnte, sowie präzise Hinweise auf spezielle Forschungsstrategien zur Überprüfung der Tauglichkeit möglicher sozialpädagogischer Interventionen benannt. Gerade in diesem, durch die Untersuchungsergebnisse belegten Entwurf liegt einer der wesentlichen, tatsächlich innovativen, weil erstmalig entwickelten und zugleich für andere Problemstellungen generalisierbaren, forschungsmethodologischen sowie praxisrelevanten Erträge für die Sozialpädagogik.

zurück zur Homepage

 © Peter Mösgen Peter Mösgen 16. April 2003